Bläschendrüse - Glandula vesiculosa oder Vesicula seminalis

Die paarig angelegte Bläschendrüse des Mannes (veraltet und fälschlicherweise: Samenblase) befindet sich im Becken oberhalb der Prostata und ist eine akzessorische Geschlechtsdrüse. Der Mann besitzt vier Arten von Geschlechtsdrüsen, deren Ausgänge in die Samenleiter (Ductus deferens) bzw. das Beckenteil der Harnröhre (Urethra) führen.

Die kompliziert aufgebaute Struktur der Bläschendrüse besteht aus einem ca. 15 Zentimeter langen Gang und einem ca. 5 Zentimeter großen Korpus, der ein Volumen von ca. 4 ml hat. Das ein- oder zweiflächige Drüsengewebe der Oberfläche enthält elastische Fasern und Muskelzellen, welche mit zunehmendem Alter abflachen. Die dreischichtige Schleimhaut bildet Kammern, die sich durch das Zusammenfalten der Struktur bilden.

Inhaltsverzeichnis

1. Funktion
2. Erkrankungen
2.1. Entzündungen
2.2. Seltene Erkrankungen
2.3. Geschlechtskrankheiten
3. Diagnose und Behandlung

1. Funktion

Zusammen mit den Hoden, Nebenhoden, Prostata, Bulbourethraldrüse und den Drüsen der Samenleiterampulle, ist die Bläschendrüse für die Ejakulatproduktion des Mannes verantwortlich. Über sie wird ca. 70 % der im Ejakulat befindlichen Flüssigkeit abgegeben. Die Flüssigkeit ist leicht alkalisch, fructoseangereichert und beinhaltet weitere synthetische Stoffe. Die Flüssigkeit bewirkt für die Spermien ein alkalisches Milieu und bewirkt auf diese Weise, dass die Samenfäden aus ihrer Säurestarre kommen und beweglich werden. Durch den Fructoseanteil erhalten sie die erforderliche Energie für die Ejakulation. Des Weiteren wird einer Entwicklung der Spermien vor Erreichen des weiblichen Eis und einem Immunangriff auf diesem Weg vorgebeugt.

Die paarigen Bläschendrüsen synthetisieren bestimmte Stoffe und stoßen das Sekret bei sexueller Stimulation rhythmisch über Exocytose nach außen. Als Exocytose wird die Entleerung des durch Verschmelzung von intrazellulären Vesikeln mit der Zellmembran ausgeschiedenen Inhalts bezeichnet.

Das Sekret der Bläschendrüse wird abhängig von dem androgenen Sexualhormon Testosteron gebildet.

2. Erkrankungen

Häufig werden Erkrankungen der Bläschendrüse durch eine Infektion der Harnröhre oder Prostata (Vesikulitis) ausgelöst. Sehr selten kommt es zu embryonalen Entwicklungsstörungen der Bläschendrüse, die zu einer Fehlbildung oder einer Aplasie einer oder beider Drüsen führen können. Oft treten diese Fehlentwicklungen der Bläschendrüse in Verbindung mit der Fehlbildung des Samenleiters auf.

2.1. Entzündungen

Eine Entzündung der Bläschendrüse kann durch Viren, Bakterien oder Pilze verursacht werden. Sie kann eine oder beide Drüsen betreffen und verläuft meist in Verbindung mit einer Entzündung der hinteren Harnröhre oder Prostata. Die Entzündung entsteht häufig aufgrund einer vorhergehenden Harnwegsinfektion. Als Symptome gelten Schmerzen im Unterbauch, verbunden mit Fieber oder Blut im Ejakulat.  

Eine bildgebende Untersuchung ist besonders wichtig, da die Entzündung unbehandelt zu Abszessen in der Bläschendrüse, zu einer Blasenentzündung oder zur lebensbedrohlichen Urosepsis führen können.

2.2. Seltene Erkrankungen

Die seltene embryonale Fehlbildung oder Aplasie der Bläschendrüse werden auf Mutationen des Proteinregulators CFTR zurückgeführt. CFTR bezeichnet einen Ionenkanal, der bei Mutationen oder Fehlen zu einer gestörten Transportfähigkeit von Chloridionen führt.

Das Auftreten von Zysten und Tumoren in der Bläschendrüse gilt ebenfalls als eine seltene Erkrankungsform. Meist sind Tumorbildungen in der Bläschendrüse eine Folge von Prostatakrebs. Aufgrund von Entzündungen oder Verletzungen kann eine Fistel entstehen, die eine Verbindung mit der Harnblase oder dem Enddarm herstellt.

2.3. Geschlechtskrankheiten

Als Geschlechtskrankheiten werden vorwiegend sexuell übertragene Erkrankungen bezeichnet. Oft verläuft eine Geschlechtskrankheit symptomfrei, kann aber zu schwerwiegenden Folgekrankheiten (z. B. Sterilität, maligne Tumore) führen sowie die Funktionsfähigkeit der Bläschendrüse maßgeblich beeinflussen.

3. Diagnose und Behandlung

Zur Diagnostik bei Beschwerden und Symptomen gelten nach ausführlicher Anamnese und urologischer Untersuchung vorrangig die bildgebenden Untersuchungen als zuverlässig. Eine Laboruntersuchung von Ejakulat und Urin wird zur Ursachenabklärung ebenfalls angewendet. Zur histologischen Untersuchung wird bei dem Verdacht auf maligne Veränderungen eine Prostata-Biopsie erforderlich. Grundsätzlich richtet sich die Diagnostik nach den Symptomen, dem Alter des Patienten und der Dauer der Beschwerden.

Die Behandlung bzw. Therapie wird entsprechend der Grunderkrankung ausgerichtet. Bei einer infektiösen Erkrankung ermöglicht eine medikamentöse Therapie große Heilungschancen. Antibiotika können bei andauernden Entzündungen sinnvoll sein.
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