Herzinfarkt: Ursachen, Symptome, Untersuchung & Behandlung

Der Herzinfarkt (auch „Myokardinfarkt“ oder „Koronarinfarkt“) ist eine lebensbedrohliche Notfallsituation, bei der durch den Verschluss eines Herzkranzgefäßes die erforderliche Sauerstoff-Versorgung für die Herzmuskulatur unterbrochen bzw. abgeschnitten wird. Da der Herzinfarkt meist die Folge einer Atherosklerose ist, gelten u. a. die Risikofaktoren der Atherosklerose ebenso auch für den Herzinfarkt. Bei Erkennung eines typischen Symptoms wie Schmerzen im Brustkorb oder Beklemmungsgefühlen, Angst oder Atemnot darf unter keinen Umständen gezögert werden, den Notarzt unter der Notrufnummer 112 zu rufen. Je länger die Durchblutung des Herzmuskelgewebes unterbrochen ist, umso mehr Muskelgewebe geht unwiederbringlich verloren. Die Behandlungsmöglichkeiten eines Herzinfarktes haben sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend verbessert. Neue Diagnose- und Therapieverfahren haben dazu beigetragen, vorwiegend in den ersten Stunden nach dem Herzinfarkt durch schnelles Erkennen und die entsprechende Behandlung den Tod verhindern zu können. Eine lebenslange medikamentöse Behandlung und eine bewusste Lebensweise tragen dazu bei, eine dauerhafte Herzgesundheit zu erreichen.


Inhaltsverzeichnis


1 Epidemiologie

2 Herzinfarkt: Ursachen und Risikofaktoren

    2.1 Atherosklerose

    2.2 Stress und psychische Belastung

    2.3 Infektionskrankheiten

    2.4 Alkoholgenuss

    2.5 Sonstige Risikofaktoren für Herzinfarkte

3 Entstehung und Arten von Herzinfarkten

4 Herzinfarkten Symptome

5 Herzinfarkt bei Frauen

6 Diagnose und Herzinfarkt-Behandlung

    6.1 EKG beim Herzinfarkt

    6.2 Laboruntersuchung

        6.2.1 Troponin-T und Troponin-I

        6.2.2 Myoglobin

        6.2.3 CPK-Wert

    6.3 Bildgebende Untersuchungen

        6.3.1 Herz-Ultraschall-Untersuchungen

        6.3.2 Herzkatheteruntersuchungen

    6.4 Herzinfarkt-Behandlung

        6.4.1 Ballonkatheter

        6.4.2 Stentsetzung

7 Rehabilitation

    7.1 Therapiemaßnahmen nach Herzinfarkt

    7.2 Lebensstil nach Herzinfarkt


1 Epidemiologie

Der Herzinfarkt gehört zu den zehn häufigsten Todesursachen in den Industrienationen weltweit. Prozentual sind Männer häufiger als Frauen betroffen. Die Inzidenz von Herzinfarkten liegt in Deutschland bei ca. 300 Menschen jährlich pro 100.000 Einwohnern. Seit mehreren Jahren ist die Zahl der durch Herzinfarkte bedingten Todesfälle aufgrund besserer Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten rückläufig. In sozial schwächeren Wohngegenden treten Infarkte häufiger auf als bei wohlhabenden und sozial privilegierten Menschen.  In sozial schwächeren Bereichen sind die Patienten im Schnitt jünger und tragen ein höheres Risiko innerhalb eines Jahres an einem Herzinfarkt zu versterben.


Sterbefälle durch Herzinfarkte in Deutschland:

Jahrmännlichweiblich
200036.458
30.824
200532.973
28.083
201030.651
24.890
201527.835
21.375
201826.884
19.323
201925.921
18.361

Quelle: Sterbefälle (absolut, Sterbeziffer, Ränge, Anteile) für die 10/20/50/100 häufigsten Todesursachen (ab 1998), Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Abgerufen am 11. August 2021.


Für das Jahr 2020 liegen noch keine endgültigen Zahlen vor, jedoch weisen bisherige Quartalsstatistiken auf einen starken Rückgang hin. Es wird vermutet, dass dies im Zusammenhang mit der Covid-19–Pandemie steht. Eine definitive Begründung hierfür wird jedoch nicht angegeben, zumal virusbedingte Infektionen als Gefahr für einen Herzinfarkt gelten. Es wird vermutet, dass aufgrund der geringeren Arbeitsbelastung, des verminderten Stresses im Berufsverkehr und verminderten, negativen Sozialkontakten weniger auslösende Faktoren für einen Herzinfarkt gegeben waren.


2 Herzinfarkt: Ursachen und Risikofaktoren


2.1 Atherosklerose

Die Haupt-Risikofaktoren für einen Herzinfarkt sind die gleichen wie die der Atherosklerose, da ein Herzinfarkt die Folge einer Atherosklerose der Herzkranzgefäße ist.
Hierzu zählen vorrangig:


Rauchen

Bluthochdruck

Diabetes mellitus

Erhöhte Cholesterinwerte (Hypercholesterinämie)

Genetische Belastung

Störungen des Fettstoffwechsels


Die Gefährlichkeit vieler dieser Risikofaktoren für Herzinfarkte wird durch Bewegungsmangel, falsche Ernährung und Adipositas verstärkt. Trotz tendenzieller Gewichtszunahme nach Beendigung des Tabakkonsums wird das Risiko einer Atherosklerose verringert.


2.2 Stress und psychische Belastung

Starke, plötzliche Belastungen und beruflicher Stress, Wut und Zorn führen zu einem Anstieg des Blutdrucks. Bluthochdruck seinerseits begünstigt als Risikofaktor das Auftreten von Herzinfarkten. Am häufigsten treten Herzinfarkte in den Morgenstunden und montags auf. Dies ist selbst bei älteren, nicht mehr berufstätigen Menschen der Fall. Über den Einfluss von Depressionen, Angststörungen, persönlichem Charakter und Lebensumständen wird seit vielen Jahren diskutiert, es liegen jedoch keine definitiven Ergebnisse vor. Es ist aber nachgewiesen, dass emotionale Reaktionen wie Wut und Zorn das Risiko eines Herzinfarktes begünstigen.


2.3 Infektionskrankheiten

Nachweislich erhöhen Infektionskrankheiten die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarktes. Dabei gelten bakterielle Infektionen ebenso als Risikofaktoren wie virusbedingte Erkrankungen. Die Entzündungszellen begünstigen im atherosklerotischen Plaque eine Destabilisierung, wodurch eine Thrombose (Blutgerinnsel) ausgelöst werden kann. Als atherosklerotischen Plaque bezeichnet man mikroskopisch kleine Lipidablagerungen mit Fibrosen und Nekrosen, gegebenenfalls mit Kalzifikation oder in schweren Fällen mit vollständigem Verlust von elastischen Bestandteilen.


2.4 Alkoholgenuss

Grundsätzlich ist nachgewiesen, dass sich der regelmäßige Genuss von Alkohol gesundheitsschädigend auswirkt. Das Risiko eines Herzinfarktes wird dadurch neben dem höheren Risiko für sonstige Krankheiten erhöht. Das Herzinfarktrisiko wird bei geringem oder seltenem Alkoholgenuss nicht wesentlich erhöht, bei starkem und regelmäßigem Alkoholkonsum ist die Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt jedoch signifikant höher.


2.5 Sonstige Risikofaktoren für Herzinfarkte

Als weitere Risiken gelten ein unausgeglichener Blutspiegel, Allergien, Migräne mit Aura, fehlende medikamentöse Behandlung von Krankheiten, Feinstaubbelastung und ein niedriger Sozialstatus. Statistiken belegen des Weiteren, dass Menschen mit den Blutgruppen A und B weitaus häufiger einen Herzinfarkt erleiden als Menschen mit der Blutgruppe 0.


3 Entstehung und Arten von Herzinfarkten

Der Infarkt ist eine Folge der Erkrankung der Herzkranzgefäße durch Ablagerungen von Blutfetten und Kalk und den durch diese Plaque verringerten Innenraum der Gefäße. Er entsteht somit als Folge der Atherosklerose. Sobald sich die Plaque ablöst, entsteht ein Blutgerinnsel, welches den Gefäßinnenraum stark verengt oder verschließt. Der Herzmuskelteil kann nicht mehr mit Blut versorgt werden und erhält somit auch keinen Sauerstoff. Dies bewirkt ein Absterben des betroffenen Herzmuskelbereiches.

Es entsteht eine lebensbedrohende Situation. Herzrhythmusstörungen können bis zu einem Herzstillstand führen. Sofortige wiederbelebende Maßnahmen sind in diesem Fall durchzuführen. Das verschlossene Gefäß muss innerhalb eines möglichst kurzen Zeitraums wieder geöffnet werden, um den Blutfluss wieder herzustellen.

Abhängig davon welches Gefäß verschlossen ist, handelt es sich um einen Hinterwand-, Vorderwand oder Seitenwand Herzinfarkt. Meistens handelt es sich um einen Vorderwandinfarkt, bei dem das aus der linken Herzkranzarterie entspringende Blutgefäß verschlossen ist. Dadurch wird ein Bereich an der Vorderwand des Herzens nicht ausreichend mit Blut versorgt. Bei einem Hinterwandinfarkt geht meist ein Verschluss des rechten Herzkranzgefäßes voraus, welches die Rückwand des Herzens mit Blut versorgt. Die Muskelzellen der Herzrückwand werden nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt und sterben ab. Ein Hinterwandinfarkt wird auch als stiller Herzinfarkt bezeichnet, da er häufig unentdeckt bleibt, da die sonst üblichen Symptome i.d.R. nicht auftreten. Insofern gelten Hinterwandinfarkte im Vergleich zu Vorderwandinfarkten als gefährlicher.


4 Herzinfarkten Symptome

Grundsätzlich besteht eine absolute Notfallsituation, wenn eines oder mehrere der unten beschriebenen Symptome auftreten, da für die Rehabilitation nach einem Herzinfarkt jede Sekunde zählt. Je länger die Sauerstoffversorgung des Herzmuskelgewebes unterbrochen ist, desto mehr Gewebe stirbt unwiederbringlich ab. Deshalb muss die Frage Erholt sich das Herz nach einem Herzinfarkt?“, je länger kein Sauerstoff zu den Herzmuskeln gelangt, immer vehementer mit „Nein“ beantwortet werden.

Neben der selteneren Möglichkeit eines stillen, unbemerkten Herzinfarkts sind einige Vorkommnisse ein nahezu sicherer Hinweis auf einen vorliegenden Infarkt. Die folgenden Anzeichen können als Herzinfarkt-Symptome gedeutet werden:


Starke, brennende Schmerzen im Brustkorb und extremes Druckgefühl für einen Zeitraum von mehr als 15 Minuten, unabhängig von Bewegung

Stechende und reißende Schmerzen im Brustkorb

Atemnot und Angstgefühle

Übelkeit, Erbrechen und Schwäche

Blasse Gesichtsfarbe und kalter Schweiß

Erhöhte oder unregelmäßige Pulsfrequenz

Ausstrahlender Schmerz in die Arme, Hals, Kiefer und den oberen Bauchraum

Durch den Einsatz von Nitroglycerin werden die Schmerzen, liegt tatsächlich ein Infarkt vor, im Gegensatz zu einem Angina-Pectoris-Anfall nicht besser.


Ein stiller Herzinfarkt wird nur im Rahmen eines späteren Routine-EGKs oder eines SPECT-Verfahrens (Einzelphotonen-Emissionscomputertomographie) über Schnittbilder erkannt. Stille Herzinfarkte treten vorrangig bei Diabetikern auf. Frauen sind davon häufiger betroffen als Männer.

Wenn die Person nicht ansprechbar ist, muss bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes sofort und ununterbrochen eine Herzdruckmassage durchgeführt werden. Es gilt grundsätzlich, dass ein Laie niemals falsch hilft - nur Nichthilfe ist falsch.


5 Herzinfarkt bei Frauen

Herzinfarkte treten bei Männern häufiger auf, als bei Frauen. Doch auch bei Frauen zählt der Herzinfarkt zu den häufigsten Todesursachen. Im Vergleich zu Männern tritt der Herzinfarkt bei Frauen in einem höheren Lebensalter auf: Meist nach der Menopause, wenn die weiblichen Geschlechtshormone abnehmen. Da die Symptome eines Herzinfarktes bei Frauen häufig unspezifisch sind, wird die Diagnose oft später gestellt als bei Männern. Frauen deuten die Anzeichen für einen Herzinfarkt oft nicht richtig und nehmen sie nicht ernst genug. Auch erfahrene Ärzte denken bei Frauen nicht immer sofort an einen Herzinfarkt. Dabei können bei dem gefährlichen Ereignis Sekunden über Leben und Tod entscheiden. 


Herzinfarkt Symptome bei der Frau

Herzinfarkt Symptome beim Mann


Atemnot
Kurzatmigkeit
Schmerzen im Oberbauch
Übelkeit/ Erbrechen
Niedergeschlagenheit
Zug in den Armen
Schweißausbrüche



In der Regel starke langanhaltende Schmerzen in der Brust, die in Arme, Oberbauch und Kiefer ausstrahlen.


6 Diagnose und Herzinfarkt-Behandlung

Eine eindeutige klinische Diagnose des Herzinfarkts ist bei der körperlichen Untersuchung nicht möglich, jedoch gibt das Erscheinungsbild des Patienten dem Arzt meist einen deutlichen Hinweis auf das Vorliegen eines Infarktes. Eine unregelmäßige oder beschleunigte Pulsfrequenz, Extrasystolen oder eine unregelmäßige Herzfrequenz geben weitere Hinweise. Die klinische Diagnosestellung erfolgt in erster Linie mit dem Erstellen eines Elektrokardiogramms (EKG). Im Labor werden Biomarker auf eine erhöhte Konzentration gemessen. Bildgebende Verfahren für die Diagnosestellung sind die Ultraschalluntersuchung und die Herzkatheteruntersuchung.


6.1 EKG beim Herzinfarkt

EKG-Untersuchungen weisen AV-Blockierungen, Extrasystolen und Kammerflimmern nach. Im Akutstadium treten Veränderungen der ST-Strecken auf und häufig ist eine Erhöhung der T-Wellen erkennbar. Eine Veränderung des QRS-Komplexes weist in der akuten Phase ebenfalls auf abgestorbenes Herzmuskelgewebe hin. Diese Veränderung bleibt bei EKG-Untersuchungen ein Leben lang sichtbar und wird auch als Infarktnarbe bezeichnet.


6.2 Laboruntersuchung

Zur laboratorischen Diagnosestellung stehen für die Erkennung eines vorliegenden Herzinfarktes verschiedene Testmöglichkeiten zur Verfügung. Die Laboruntersuchung wird grundsätzlich im Krankenhaus bei vorliegendem Verdacht auf einen Herzinfarkt neben allen weiteren Untersuchungsmethoden durchgeführt.


6.2.1 Troponin-T und Troponin-I

Beim Absterben von Herzmuskelzellen wird der Eiweißkomplex „Troponin“ freigesetzt, welcher im Blut messbar ist. Erhöhte Troponin-T- und Troponin-I-Werte weisen auf eine Schädigung des Herzmuskels durch einen frischen Herzinfarkt hin. Diese Werte steigen innerhalb kürzester Zeit nach dem Infarkt an. Obwohl erhöhte Troponin-Werte auch andere Ursachen wie etwa eine vorliegende Herzschwäche oder Herzmuskelerkrankung haben können, gilt der Troponin-Marker derzeit als sicherster Biomarker für das Vorliegen eines Herzinfarktes.


6.2.2 Myoglobin

Ein erhöhter Myoglobin-Wert (Muskeleiweiße) kann ebenfalls auf einen Herzinfarkt hinweisen. Der Test dient auch der regelmäßigen Kontrolle während des weiteren Behandlungs- und Rehabilitationsverlaufs.


6.2.3 CPK-Wert

Kreatinkinase (CK, CPK) ist ein Herzmuskelenzym. Wenn der CK- oder CPK-Wert erhöht ist, kann dies ebenfalls auf eine koronare Herzerkrankung hinweisen und somit auf einen möglichen Herzinfarkt.

Bestimmte Laboruntersuchungen auf Bakterien oder Viren können bei vorliegendem Verdacht auf einen Herzinfarkt ebenfalls sinnvoll sein.


6.3 Bildgebende Untersuchungen

Eine Ultraschalluntersuchung am Herzen, die sogenannte Echokardiografie, wird als Untersuchungsmethode angewendet, um festzustellen, ob sich die Herzmuskulatur in einem normalen Umfang bewegt. Ein vorliegender Herzinfarkt und die daraus resultierende Durchblutungsstörung erzeugen eine Störung an der Bewegung der Herzwand. Die Echokardiografie macht diese Störungen deutlich sichtbar. Mit der Herzkatheteruntersuchung wird festgestellt, ob Herzkranzgefäße verschlossen oder verengt sind.


6.3.1 Herz-Ultraschall-Untersuchungen

Herz-Ultraschall-Untersuchungen gehören zur Standarddiagnostik bei dem Verdacht auf einen vorliegenden Herzinfarkt. Selbst, wenn die EKG-Aufzeichnungen keinen klaren Schluss zulassen, kann mit dem Herzultraschall eine Störung der Muskelbewegungen an der Herzwand erkannt werden.


6.3.2 Herzkatheteruntersuchungen

Herzkatheteruntersuchungen sind ein wichtiges Diagnoseverfahren , wenn der Verdacht eines Herzinfarktes vorliegt. Da sich der Patient mit dem Verdacht auf einen Herzinfarkt im Normalfall innerhalb einer Stunde im Krankenhaus befinden sollte, wird der Herzkatheter zur diagnostischen Darstellung und dann gegebenenfalls als Behandlungsmethode zur primären Weitung der verengten Gefäße verwendet. Der Herzkatheter wird über die Schlagader ausgehend von der Leiste (Arteria femoralis) oder am Handgelenk (Arteria radialis) mit einem Schlauch bis zum Herzen geführt. Die Methode über die Arteria radialis wird heute bevorzugt angewendet.


6.4 Herzinfarkt-Behandlung

Als Behandlungsverfahren bei einem vorliegenden Herzinfarkt gelten neben dem Ballonkatheterverfahren und der Stentsetzung auch Alternativmethoden, die in bestimmten Situationen angewendet werden können, so beispielweise die Rotablation (Diamantbohrer, mit dem extrem harte calzifizierte Stenosen beseitigt werden) oder die Behandlung von CTO (Eröffnung von vollständig verschlossenen Gefäßen). Eine CTO (Chronic total occlusion, chronischer Koronarverschluss) wird mit einem Spezialdraht geöffnet, was in einem solchen, besonders schweren Fall keinen sicheren Behandlungserfolg garantiert. Als weitere Möglichkeit steht die klassische Bypassoperation als operative Behandlung zur Verfügung.


6.4.1 Ballonkatheter

Über einen Schlauch wird ein Draht bis zur Koronararterie eingeführt und platziert, an dem sich ein Ballon befindet, der unter einem hohen Druck von ca. 12-14 bar für bis zu 60 Sekunden aufgeblasen wird. Unter diesem Druck (der fünfmal höher ist als der Druck in einem Autoreifen) wird die Ablagerung an die Gefäßwand gedrückt und das Herzkranzgefäß wird gleichzeitig gedehnt, so dass das Blut verstärkt fließen kann und den Muskel wieder mit Sauerstoff versorgt. Das Ballonkatheterverfahren wird grundsätzlich über einen Röntgenbildschirm überwacht und kann bei Bedarf wiederholt werden. Das Verfahren ist nicht geeignet, wenn die Engstelle länger als zehn Zentimeter ist oder das Gefäß soweit verengt ist, dass kein Ballon mehr hindurchpasst.


6.4.2 Stentsetzung

In der Regel wird mit der Aufweitung des Herzkranzgefäßes über den Katheter ein Stent freigesetzt. Bei dem Stent handelt es sich um ein Drahtgeflecht, das im Normalfall seit einigen Jahren medikamentös beschichtet ist. Die Bezeichnung für diesen beschichteten Stent lautet DES – Drug Eluting Stent.

Durch die medikamentöse Beschichtung des Stentgeflechts ist die Gefahr der wiederkehrenden Stenose an dieser Stelle im Herzkranzgefäß deutlich verringert.


7 Rehabilitation und Lebensumstellung


7.1 Therapiemaßnahmen nach Herzinfarkt

Die Rehabilitation nach einem Herzinfarkt verlangt eine solide und herzfreundliche Umstellung der gesamten Lebensweise und erfolgt zunächst meist mit einer Anschluss-Heilbehandlung (Reha), damit der Patient wieder in ein gesundes und normales Leben zurückfinden kann. Der Aufenthalt in einer Reha-Klinik dauert in der Regel ca. vier Wochen um dem Patienten die Maßnahmen für sein zukünftiges Leben näher zu bringen und um ihn auf diese Umstellung vorzubereiten. Ebenfalls werden die Gefahren vermittelt, falls die grundsätzliche Änderung von ungesunden Lebensgewohnheiten nicht erfolgen sollte. Folgende Therapiemaßnahmen werden nach einem Herzinfarkt durchgeführt:


Kombinierte Bewegungs- und Entspannungsübungen, um die Leistungsfähigkeit der Herzmuskulatur zu verbessern

Gesprächstherapie

Ernährungsberatung

Medikamentöse Einstellung und weitere ärztliche Untersuchungen und Beratungen


7.2 Lebensstil nach Herzinfarkt

Grundsätzlich sollte der Patient nach einem Herzinfarkt seine Ernährung umstellen und möglichst wenig Fleisch, wenig Salz, viel Gemüse und keine tierischen Fette zu sich nehmen. Die Cholesterinwerte müssen regelmäßig vom Arzt kontrolliert werden, gegebenenfalls erhält der Patient cholesterinsenkende Medikamente.

Nikotin darf im Leben eines Herzinfarktpatienten nicht mehr existieren.

Stresssituationen müssen soweit wie möglich verhindert werden. Oft ist es für Patienten hilfreich an einem Entspannungs-Programm teilzunehmen, professionelles Stressmanagement zu erlernen oder eine Gruppentherapie aufzusuchen.

Ein Infarkt-Patient sollte sich immer wieder in sein Bewusstsein rufen, dass durch die heutigen Diagnoseverfahren und Behandlungsmethoden nach dem Herzinfarkt eine bessere Versorgung und Behandlung möglich ist als vor dem Ereignis. Der Patient sollte seine eigene, individuelle Leistungsgrenze kennenlernen, um an einem normalen Leben ohne Angst, aber auch ohne Leichtsinnigkeit teilnehmen zu können. Mit dem erlernten Gleichgewicht von Körper und Seele, der Umstellung auf eine herzgesunde Ernährung, körperlicher Bewegung und Entspannung, regelmäßigen ärztlichen Kontrollen und medikamentöser Versorgung, ist ein weitestgehend normales Leben nach einem Herzinfarkt in der heutigen Zeit kein Problem mehr.

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