Meningismus: Schmerzen und Verspannungen im Nacken

Inhaltsverzeichnis


    3.1    Diagnostische Maßnahmen

1 Definition Meningismus 

Der Begriff Meningismus bezieht sich auf eine schmerzhafte Nackensteifigkeit infolge der passiven Flexion des Kopfes, die auf eine Reizung der Hirnhäute (Meningen) zurückzuführen ist. Im weiteren Sinne versteht man unter Meningismus ein Syndrom, das neben der Nackensteifigkeit auch Kopfschmerzen, Photophobie, Phonophobie, Übelkeit und Erbrechen auslöst.

2 Ursachen von Meningismus 

Ausschlaggebend für einen Meningismus ist die erhöhte Empfindlichkeit der Hirnhäute und/ oder Nervenwurzeln gegenüber einem Dehnungsreiz. Daraus folgt eine sogenannte reflektorische Verspannung der Muskulatur im Nacken, die zu einer Schonhaltung führt.  

Grundsätzlich existieren viele verschiedene Ursachen für eine Meningitis bzw. Enzephalitis: 
  • Infektionen, wie eine Meningokokken-Infektion oder Meningokokken-Meningitis
  • Waterhouse-Friderichsen-Syndrom
  • FSME
  • Spinalabszess
  • Poliomyelitis
  • Rabies
  • Akute disseminierte Enzephalomyelitis (postinfektiös)
  • Blutungen, wie eine intrazerebrale Blutung (ICB) oder Subarachnoidalblutung (SAB)
  • Thrombosen, z. B. Sinusthrombose
  • Nervenwurzelsyndrome, z. B. lumbales Wurzelsyndrom
  • Sonnenstich
  • Tumore, wie Meningeosis neoplastica sowie Tumore der hinteren Schädelgrube (Fossa cranii posterior)

3 Diagnostik

3.1 Diagnostische Maßnahmen

Die Testung der Nackensteifigkeit erfolgt durch eine passiv geführte Bewegung des Kopfes. Dabei wird der Patient zunächst in sitzender oder liegender Position zur Entspannung angeleitet, bevor der Arzt seinen Kopf umfasst und vorsichtig nach vorne in Richtung Brustbein bewegt. 

Ein Meningismus liegt vor, wenn der Patient die Flexion aufgrund von Schmerzen oder Bewegungseinschränkung nicht mehr vollständig ausführen kann. Sofern die Untersuchung zwar schmerzhaft ist, aber der volle Bewegungsumfang erreicht wird, spricht das in der Regel gegen einen Meningismus.

Generell hat die Nackensteifigkeit als isoliertes Symptom nur eine relativ geringe Aussagekraft, denn in der frühen Phase einer bakteriellen Meningitis sowie bei Kindern oder auch komatösen Patienten muss die schmerzhafte Steifigkeit des Nackens nicht zwingend vorliegen. Selbst wenn weitere Begleitsymptome bekannt sind, ist im Zweifelsfall eine Liquoruntersuchung notwendig und sinnvoll, um eine eindeutige Diagnose zu stellen.

Folgende klinische Zeichen werden in der Regel bei der Diagnostik getestet:

Weitere klinische Hinweise, die auf einen Meningismus hindeuten, sind z. B. Schmerzen durch die Dehnung der Hirnhäute. 

Eine Nackensteifigkeit plus gleichzeitig vorliegender Rückwärtsüberstreckung des Rumpfes bezeichnet man als Opisthotonus (z. B. bei Tetanus).

3.2 Prüfung des Meningismus bei Kindern

Bei Kindern ist die Feststellung eines Meningismus meist schwierig, da sie für Ärzte nicht immer besonders zugänglich sind, wenn es um eine Untersuchung geht. Aus diesem Grund können bei Kindern in Anlehnung an die Meningismuszeichen des Erwachsenen weitere Zeichen geprüft werden:
  • Dreifuß: Bei einem Meningismus neigen Kinder dazu, im Sitzen beide Hände seitlich nach hinten zu stützen. Kniegelenke und Hüftgelenke bleiben dabei gebeugt. Dieses Zeichen ist auch als Amoss-Zeichen bekannt.
  • Kniekuss: Bei einem Meningismus können Kinder der Aufforderung, den Kopf bis zu den Knien zu beugen, oft nicht nachkommen.

4 Differentialdiagnose

Bei schmerzhafter Bewegungseinschränkung im Hals ohne Beteiligung der Hirnhäute handelt es sich um einen sogenannten Pseudomeningismus. Die häufigste Ursache dafür ist eine degenerative Erkrankung der Halswirbelsäule, wie z. B. Spondylarthrose oder das sogenannte HWS-Syndrom, das verschiedene Auslöser haben kann. In diesem Fall schmerzt in der Regel nicht nur die Flexion, sondern auch die Lateralflexion und/oder die Rotation. Bei einem HWS-Syndrom kann der Unterschied zwischen einem echten und einem Pseudomeningismus nur schwer erkennbar sein.

Diverse Ursachen für einen Pseudomeningismus:
  • Frakturen der Halswirbelsäule
  • Urämie
  • Bandscheibenvorfall
  • Migräne
  • Rigor der Nackenmuskulatur
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