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Lesedauer: 4 Min.

Der Knöchel-Arm-Index (ABI) ist ein wichtiger Indikator für die Diagnose der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK), bei der man von einer Prävalenz von bis zu 10 % in der Gesamtbevölkerung ausgeht. Die ABI-Messung ist schnell gemacht und hat bereits in vielen Hausarztpraxen Einzug gehalten. Auch einige gesetzliche Krankenkassen haben den Nutzen erkannt und die Untersuchung in ihre Hausarztverträge aufgenommen.

Sie könnte auch in Ihrer Praxis zu einem wichtigen Bestandteil der Gesundheitsvorsorge werden - eine einfache Maßnahme mit großem Nutzen für Ihre Patienten.


Das erfahren Sie in diesem Beitrag

  • Was ist der Knöchel-Arm-Index (ABI)?
  • Wie wird die ABI-Messung durchgeführt und welche Messmethode passt zu Ihrer Praxis?
  • Was gilt als normaler, pathologischer oder kritischer ABI-Wert?
  • Wann und bei welchen Patienten wird die ABI-Messung empfohlen?
  • Wie wird die ABI-Messung abgerechnet und vergütet?


Was ist der Knöchel-Arm-Index (ABI)?


Der Knöchel-Arm-Index (ABI) wird zur Beurteilung der peripheren Durchblutung ermittelt. Er gibt das Verhältnis des systolischen Blutdrucks am Knöchel zum systolischen Blutdruck am Arm an.

Bei niedrigen ABI-Werten (< 0,9) sollten Sie aufmerksam werden, da eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) vorliegen könnte, die das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöht. Mehr dazu lesen Sie im Abschnitt: Was gilt als normaler, pathologischer oder kritischer ABI-Wert? 


Wie wird die ABI-Messung durchgeführt und welche Messmethode passt zu Ihrer Praxis?


Für die Durchführung der ABI-Messung gibt es verschiedene Methoden und Geräte. Grundsätzlich kann zwischen der klassischen Methode mit Blutdruckmessgerät und Doppler und der automatisierten Methode mit einem speziellen ABI-Messgerät unterschieden werden. Welche Messmethode am besten zu Ihrer Praxis passt, hängt ganz von Ihrem Praxisalltag ab und ob Sie lieber manuell arbeiten oder ein automatisiertes ABI-Messsystem bevorzugen. Beide Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile.


1. Manuelle ABI-Messung mit Doppler – die klassische Methode


Für die Durchführung der manuellen ABI-Messung braucht man nicht viel: Ein manuelles Blutdruckmessgerät und einen Gefäß-Doppler, womit die arterielle Pulsation gemessen wird.
Zuerst ermitteln Sie den systolischen Blutdruck an beiden Oberarmen. Die Manschette wird aufgepumpt, bis der Blutfluss unterbrochen ist. Danach wird die Doppler-Sonde am Gefäß platziert und die Luft aus der Manschette abgelassen. Sobald die Pulsation hörbar ist, wird der systolische Druckwert abgelesen. Auf dieselbe Art und Weise messen Sie den systolischen Knöcheldruck an beiden Beinen.

Bei der Auswertung des ABI für das jeweilige Bein wird der höhere A. tibialis posterior- oder A. dorsalis pedis-Druck durch den höheren der beiden Oberarmdrücke dividiert. Sollte der Druckunterschied der beiden Oberarmdrücke kleiner als 10 mmHg sein, wird der Mittelwert der beiden Oberarmdrücke herangezogen.

Vorteile:


  • Kostengünstiges Equipment
  • Flexibel und mobil einsetzbar


Nachteile:


  • Zeitaufwendig (bis zu 30 Minuten)
  • Manuelle Berechnung des ABI
  • Ruhezeit von 15 bis 20 Minuten erforderlich
  • Fehleranfällig
  • Erfordert Erfahrung
  • Patient muss sich entkleiden
  • Gel notwendig

2. ABI-Messung mit automatischem ABI-Messgerät – schneller und einfacher durchführbar


Wenn es in Ihrer Praxis eher um Effizienz geht und Sie viele Patienten betreuen, sind automatisierte ABI-Messgeräte das Mittel der Wahl. So ein Gerät übernimmt die gesamte Messung und Auswertung für Sie. Einfach vier Manschetten an Armen und Beinen anlegen, Gerät starten – fertig.

Vorteile:


  • Zeitsparend (wenige Minuten)
  • Automatische Berechnung des ABI
  • Keine Ruhezeit erforderlich
  • Gleichzeitige Messung an allen Extremitäten
  • Weniger Fehleranfällig
  • Messung kann nach Einweisung an Mitarbeiter delegiert werden
  • Patient kann eine Schicht Kleidung angezogen lassen
  • Ergebnisse können gespeichert werden

Nachteile:


  • Höhere Anschaffungskosten: Automatisierte ABI-Messgeräte sind teurer, zahlen sich aber durch die Zeitersparnis schnell aus.

Beispiele für vollautomatische ABI-Messgeräte:


Für kleine Praxen oder mobile Einsätze kann die manuelle Messung mit Doppler eine gute Wahl sein, während automatisierte ABI-Messgeräte ideal sind, wenn Sie viele Patienten betreuen und eine schnelle Messung benötigen, die Sie auch delegieren können.


Was gilt als normaler, pathologischer oder kritischer ABI-Wert?


Nehmen Sie sich die Zeit für ein kleines Wissens-Update! Werfen wir einen genaueren Blick auf die Norm- und Grenzwerte des Knöchel-Arm-Index (ABI). Ab wann gilt ein ABI-Wert als zu niedrig, und gibt es auch zu hohe Werte?

1. Normale ABI-Werte


  • Normale ABI-Werte liegen zwischen 0,91 und 1,3. Hier ist also alles in Ordnung, weil der Blutdruck in den Beinen dem der Arme entspricht oder sogar etwas höher ist. Die Durchblutung in den unteren Extremitäten ist gut und es liegen keine Anzeichen einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) vor. Dennoch ist die regelmäßige Durchführung der ABI-Messung bei Patienten mit Risikofaktoren oder familiärer Veranlagung sinnvoll.

2. Pathologische ABI-Werte: Hinweise auf pAVK


Sobald der ABI-Wert unter 0,9 liegt, müssen Sie aufmerksam werden.
  • ABI 0,75 - 0,9: Mäßige pAVK. In diesem Bereich deutet der ABI auf eine leichte Durchblutungsstörung hin. Es könnte zu Beschwerden wie Claudicatio intermittens (Schaufensterkrankheit) kommen.
  • ABI 0,5 – 0,75: Mittelschwere pAVK. Hier liegt eine höhergradige Gefäßverengung vor.

3. Kritische ABI-Werte: Ischämienachweis, Gefahr von Gewebeverlust


Ein ABI-Wert unter 0,5 gilt als kritisch. Er signalisiert eine stark eingeschränkte Durchblutung der Extremitäten, was zu schweren Gewebeschäden oder sogar Nekrosen führen kann, wenn keine sofortige Therapie eingeleitet wird.

4. Erhöhte ABI-Werte über 1,3 – Was steckt dahinter?


Werte, die über 1,3 liegen, deuten auf eine Mönckeberg-Sklerose hin – eine Erkrankung, bei der die Gefäßwände verhärten, was zu falsch hohen Blutdruckwerten führt. Das kommt besonders häufig bei Diabetikern oder älteren Patienten vor. Dieser Zustand erschwert die Diagnose der pAVK.


Wann und bei welchen Patienten wird die ABI-Messung empfohlen?*


Die ESC-Leitlinien empfehlen die Durchführung der frühen ABI-Messung für Patienten mit klinischem Verdacht auf pAVK. Wenn Ihr Patient also über Schmerzen oder Krämpfe in den Beinen klagt, die beim Gehen auftreten und in Ruhe wieder verschwinden, ist die Messung des Knöchel-Arm-Index angebracht. Diese Beschwerden, auch als Schaufensterkrankheit bekannt (weil Betroffene immer wieder anhalten müssen, als ob sie sich ein Schaufenster anschauen), sind ein klassisches Zeichen dafür, dass die Durchblutung nicht optimal ist.

Zu typischen Symptomen einer pAVK zählen außerdem:


  • Ruheschmerzen in Füßen/ Armen
  • Nicht heilende Wunden
  • Verfärbung der Haut an den Beinen oder Füßen (blass, bläulich)
  • Eingeschränkte Beweglichkeit von Zehen/ Fingern
  • Empfindungsstörungen an Zehen/ Fingern
  • Nekrosen (insbesondere an Ferse und Zehen)

Darüber hinaus wird die ABI-Messung auch bei Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen empfohlen:


  • Koronare Herzkrankheit
  • Herzinsuffizienz
  • Chronisches Nierenversagen
  • Abdominales Aortenaneurysma
Und auch bei asymptomatischen Patienten, die ein erhöhtes Risiko für arterielle Gefäßerkrankungen haben, kann eine ABI-Messung sinnvoll sein. Denn viele Betroffene zeigen nicht die typischen pAVK-Symptome.

Zu den Risikofaktoren für pAVK gehören:


  • Alter > 65 Jahre
  • Alter < 65 Jahre, mit kardiovaskulären Risikofaktoren: Diabetes, Bluthochdruck, Rauchen, Fettstoffwechselstörung
  • Alter < 50 Jahre, mit familiärer Vorbelastung

Zusammengefasst wird die frühe ABI-Messung empfohlen bei:


  • Symptomatischen Patienten
  • Asymptomatischen Risikopatienten
  • Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen

Mit speziellen ABI-Messgeräten wie dem boso ABI-System 100 können Sie die wichtige Untersuchung in Ihrer Praxis sehr schnell und einfach durchführen.

Wie wird die ABI-Messung abgerechnet und vergütet?


Während private Krankenkassen die Kosten für die ABI-Messung vollständig übernehmen, bleibt diese Leistung bei den gesetzlichen Krankenkassen meist außen vor. Einige gesetzliche Kassen haben die ABI-Messung jedoch schon in ihre Hausarztverträge aufgenommen:

  • Bayern: HzV-Vertrag AOK Bayern, POS. 1790: 15,00 Euro/Leistung
  • Sachsen: HzV-Vertrag AOK PLUS Sachsen, § 73b Abs. 4: 2 x 10,00 Euro p.a.
  • Sachsen-Anhalt: Hausarztvertrag der AOK Sachsen-Anhalt und der IKK gesund plus ab 01.10.2018 bei Abrechnung der Ziffer 99847 mit 15,00 EUR honoriert

Es bleibt abzuwarten, ob weitere Krankenkassen dieser Entwicklung folgen. Bis dahin können Sie die Messung als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) anbieten und gemäß GOÄ (Gebührenordnung für Ärzte) über die Ziffer 643 (Durchblutungsmessung an Extremitäten)  abrechnen. 

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, Ihre Patienten auf die pAVK-Diagnostik aufmerksam zu machen. Hier ist Ihre Beratungskompetenz als Ärztin oder Arzt gefragt. Nutzen Sie das Gespräch, um die Vorteile einer frühzeitigen ABI-Messung hervorzuheben.

Die ABI-Messung bietet Ihren Patienten folgende Vorteile:


  1. Früherkennung von pAVK: Erkennt Gefäßerkrankungen früh, bevor Symptome auftreten.
  2. Schmerzfrei und schnell: Eine einfache, nicht-invasive Untersuchung, die nur wenige Minuten dauert.
  3. Überwachung von Risikopatienten: Ideal für Personen mit Diabetes, Bluthochdruck oder Rauchern zur regelmäßigen Kontrolle.
  4. Gezielte Therapie: Die frühzeitige Behandlung verhindert schwerwiegende Folgen, wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Gewebeverlust.


Fazit


Obwohl der Knöchel-Arm-Index ein wichtiger Indikator für die pAVK ist, bei der man von einer Prävalenz von bis zu 10 % ausgeht, wird die ABI-Messung (noch) nicht routinemäßig durchgeführt. 
Indem Sie diese Leistung in Ihre Praxis integrieren und aktiv darüber informieren, bieten Sie eine wirksame Vorsorgeleistung, die viele Patienten vor schweren Komplikationen bewahren kann. 

Ihr Co-med Fachhändler stattet Sie gerne mit den erforderlichen Geräten für die ABI-Messung aus und bietet Ihnen auch medizintechnische Dienstleistungen wie Einweisungen und regelmäßige messtechnische Kontrollen an. Nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf!

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* Criqui MH, Matsushita K, Aboyans V, Hess CN, Hicks CW, Kwan TW, McDermott MM, Misra S, Ujueta F; American Heart Association Council on Epidemiology and Prevention; Council on Arteriosclerosis, Thrombosis and Vascular Biology; Council on Cardiovascular Radiology and Intervention; Council on Lifestyle and Cardiometabolic Health; Council on Peripheral Vascular Disease; and Stroke Council. Lower Extremity Peripheral Artery Disease: Contemporary Epidemiology, Management Gaps, and Future Directions: A Scientific Statement From the American Heart Association. Circulation. 2021 Aug 31;144(9):e171-e191. doi: 10.1161/CIR.0000000000001005. Epub 2021 Jul 28. Erratum in: Circulation. 2021 Aug 31;144(9):e193. doi: 10.1161/CIR.0000000000001019. PMID: 34315230; PMCID: PMC9847212.

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