Hautkleber statt Hautnaht: Die unsichtbare Revolution in der Wundversorgung?
Lesedauer: 5 Min.
Das erfahren Sie in diesem Beitrag
- Was ist medizinischer Hautkleber?
- Unterschied Hautkleber vs. Gewebekleber
- Vorteile von medizinischem Hautkleber gegenüber der Hautnaht
- Anwendungsmöglichkeiten von medizinischem Hautkleber
- Wie man eine Wunde mit Hautkleber verschließt: Anwendungstipps und Gebrauchshinweise für optimale Ergebnisse
- Welche Kontraindikationen gibt es für Hautkleber?
- Gibt es Risiken?
- Patientenaufklärung: Was ist bei geklebten Wunden zu beachten?
- Wie geht es weiter?: zukünftige Entwicklungen

Was ist medizinischer Hautkleber?
Unterschied Hautkleber vs. Gewebekleber
Vorteile von medizinischem Hautkleber gegenüber der Hautnaht
- Schmerzfreiheit: Im Gegensatz zur Hautnaht, bei der man die Haut oft betäuben und durchstechen muss, ist die Anwendung von Hautkleber in der Regel schmerzfrei. Auch postoperative Schmerzen können reduziert werden.
- Zeiteffizienz: Das Auftragen von Hautkleber geht viel schneller als das Setzen von Nähten. Das ist besonders in der Notfallmedizin ein entscheidender Vorteil.
- Kein Entfernen nötig: Der Kleber löst sich von selbst ab, sodass ein zusätzlicher Arztbesuch zur Fadenentfernung entfällt.
- Ästhetik: Patienten wünschen sich kaum sichtbare Narben. Hautkleber hinterlassen in der Regel weniger sichtbare Narben als Nähte, weil sie die Wundränder gleichmäßiger zusammenhalten und keine Stichkanäle entstehen.
- Weniger Infektionen: Der Kleber bildet eine schützende Barriere und hält Bakterien von der Wunde fern. Auf eine zusätzliche Abdeckung der Wunde kann in vielen Fällen verzichtet werden.
- Fördert die Wundheilung: Die Klebeschicht ist flexibel und passt sich der natürlichen Bewegung der Haut an. Das unterstützt und beschleunigt den Heilungsprozess.
- Mobilität: Hautkleber sind in der Regel wasserfest und Ihre Patienten können nach der Versorgung wieder duschen.
Anwendungsmöglichkeiten von medizinischem Hautkleber
Hautkleber sind, wie bereits erwähnt, für oberflächliche Wunden gedacht. Typische Einsatzbereiche sind:
- Schnitt- und Platzwunden
- Chirurgische Schnitte
- Wunden an schwer zugänglichen Stellen, wie im Gesicht, an Gelenken oder anderen empfindlichen Bereichen, wo Präzision und Schonung der Haut wichtig sind.
- Hautverschluss bei orthopädischen Eingriffen, wie z. B. in der Endoprothetik
- Zusätzliche Stabilisation von Nähten
Wie man eine Wunde mit Hautkleber verschließt: Anwendungstipps und Gebrauchshinweise für optimale Ergebnisse
- Die Größe der Wunde ist ausschlaggebend für die Auswahl des Hautklebers. Manche sind für längere Wunden vorgesehen, andere für kürzere.
- Stellen Sie sicher, dass die Wunde gut beleuchtet ist.
- Bei tieferen Wunden ist eine subkutane Naht erforderlich.
- Falls die Wunde noch blutet, muss die Blutung gestillt werden.
- Haut und Wunde sollten vor dem Auftragen gereinigt und getrocknet werden. Das gewährleistet eine optimale Haftung des Klebers und verhindert Infektionen.
- Tragen Sie bei der Applikation des Klebers Vinylhandschuhe. Anders als bei Latexhandschuhen haftet der Kleber nicht an Vinylhandschuhen.
- Verwenden Sie keine Kunststoffinstrumente. Sie können kleben bleiben.
- Für ein optimales Ergebnis sollten die Wundränder präzise aneinanderliegen, bevor der Kleber aufgetragen wird. Verwenden Sie Ihre Finger oder bei Bedarf eine Pinzette oder andere Hilfsmittel. Manchmal sind zwei Hände nötig, um die Wundränder anzugleichen. Eine zweite Person, die assistiert, kann deshalb manchmal hilfreich sein.
- Beim Auftragen müssen die Vorgaben des Herstellers genau beachtet werden.
- Wenn der Kleber an Stellen platziert wird, wo er nicht hingehört, können Sie Vaseline zum Lösen verwenden.
- Während der Kleber trocknet, werden die Wundränder noch zusammengehalten.
- Beachten Sie, dass jede Schicht unbedingt mit der vom Hersteller vorgegebenen Trocknungszeit aushärten muss, bevor Sie die nächste Schicht auftragen.
- Die Wunde kann bei Bedarf zusätzlich mit einem nicht okklusiven Verband geschützt werden.
Video: Anwendung von DERMABOND ADVANCED Skin Adhesive | J&J MedTech
Welche Kontraindikationen gibt es für Hautkleber?
Gibt es Risiken?
- Wunddehiszenz: Bei Wunden, die eine hohe Spannung aufweisen und unter hoher Belastung stehen, kann ein im Vergleich zu Nähten höheres Risiko bestehen, dass die Wundränder wieder auseinanderweichen. In diesen Fällen ist eine subkutane Unterstützungsnaht eine gute Lösung.
- Allergische Reaktionen: können auftreten, sind aber selten. Deswegen empfehlen wir, vor der Anwendung einen Hauttest zu machen.
- Infektionen: Wie bei jedem Wundverschluss besteht auch hier das Risiko einer Infektion, vor allem wenn die Wunde nicht ordnungsgemäß gereinigt oder der Kleber unsachgemäß aufgetragen wurde.
- Fremdkörperreaktionen: In seltenen Fällen kann es zu Reaktionen auf den Kleber selbst kommen, insbesondere bei synthetischen Varianten.
- Ablösung des Klebers: Wenn sich der Kleber vorzeitig ablöst, etwa durch zu viel Feuchtigkeit oder mechanische Belastung, kann das die Wundheilung beeinträchtigen. Duschen ist aber unproblematisch.